Advent, Advent (20)
Heute im Adventskalender: Weiter runter in der Jahresplattenliste.
20. The Cairo Gang: «Goes Missing»
Emmett Kelly – einer der prägenden Reisegefährten von Bonnie 'Prince' Billy – hat mit «Goes Missing» ein Album veröffentlicht, auf dem die Gitarren süss klingen, Gangsters Händchen halten und gar das Eisfischen besungen wird. Was für eine herrliche Platte.
19. Hudson Mohawke: «Lantern»
«Lantern» wurde vor Veröffentlichung als potentielles Album des Jahres gehandelt, doch nach dem Erscheinungstag fielen dann die Elogen aus. Was schade ist, weil Hudson Mohawkes lang erwartetes Album funktioniert als wunderbarer Blockbuster – mitsamt Trockeneis, Laserschwerten und verzwickten Liebesbeziehungen etc. – oder auch als anrührendes Abenteuergame, in dem der Held von Level zu Level springt. Auch: Bei allen lustigen Bescheuertheiten, die ganz zum Schluss in eine arge musikalische Bad-Taste-Party münden, gibts auf «Lantern» immer noch eine Vielzahl an Momenten zu hören, in denen der Actionheld Hudson Mohawke als genau arbeitender Trackerfinder auftritt. Und wenn im reduzierten «Indian Steps» die ungreifbare Stimme von Antony durch ein Feld der Schwäche tanzt, ja, dann verdrückt man schon mal eine Träne der Ergriffenheit.
18. Car Seat Headrest: «Teens of Style»
Eine Best-of-Compilation als reguläres Plattendebüt: so geht das bei Bandcamp-Artisten wie Will Toledo, die schon eine Vielzahl an Songs veröffentlicht haben und 2015 auch für honorige Labels wie Matador interessant wurden. Und natürlich: neu klingt an den Songs auf «Teens of Style» nichts. Vielmehr hört sich die Platte wie ein Relikt aus klassischen amerikanischen Indie-Tagen an, in denen ein aufgewühlter, unsicherer und auch verschmitzter Mann über sein Aufwachsen, die Erkundung seiner Sexualität und die Liebe zur Musik berichtet. Jedenfalls: So viel Freude, Überschwang und auch Trauer über die überlebte Jugend gabs schon lange nicht mehr.
17. Destroyer: «Poison Season»
Being uncool: so klingt Dan Bejar auf dem «Kaputt»-Nachfolger und kleidet die mystisch eingefärbten, meist deprimierenden Erzählungen in ausladende Broadway-Musical-Arrangements, die immer dann üppig erklingen, wenn seine eigentümliche, abstossende wie verführerische Stimme schweigt. Mindestens die erste Hälfte der Platte ist: atemraubend. Jesus is beside himself...
16. Kendrick Lamar: «To Pimp a Butterfly»
Der einst kleine King aus Compton ist nun der grosse King, denn mit «To Pimp a Butterfly» hat Kendrick Lamar und seine illustre Mitstreiterschaft die zentrale Platte des Popjahres produziert, die viele Zeiten überdauern wird. Und natürlich ist das alles beeindruckend und wie der Film zu «Alright» am Puls der Zeit, doch musikalisch blieb für mich einiges offen. Und das ist auch gut so. Lieblingsmomente? Das fantastische «Institutionalized», gleich danach «These Walls» und die Stimme aus dem Grab, ganz zum Schluss.
Die bisherigen Jahresplatten:
30. Micachu & The Shapes: «Good Sad Happy Bad»
29. Mount Eerie: «Sauna»
28. Tame Impala: «Currents»
27. Various Artists: «In a Moment... Ghost Box»
26. Lower Dens: «Escape from Evil»
25. Yo La Tengo: «Stuff Like That There»
24. Aphex Twin: «Computer Controlled Acoustic Instruments Pt 2»
23. Viet Cong: «Viet Cong»
22. Andreas Spechtl: «Sleep»
21. Flying Saucer Attack: «Instrumentals 2015»