Der «Vile Stuff» von Richard Dawson

RichardDawson230115-635x372 Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Bei Richard Dawson aus Newcastle gibts den «Vile Stuff». In seinem freien, bösen und dunklen Folk trifft Captain Beefheart auf Derek Bailey und Hieronymus Bosch auf die Simpsons. Nun spielt der Nordengländer drei Konzerte in der Schweiz.

Die Cola-Flasche, die im Klassenlager zirkuliert, enthält den bösen, harten Stoff, der die Teenager reihenweise umfallen lässt. Philip, Simon oder James heissen die Trunkgesellen, die ins Spital geflogen werden müssen oder ihre Rebook-Pump-Turnschuhe mit dem Schund aus ihren Mägen füllen. Der Sänger, er trinkt nur ein paar Schlückchen von diesem «vile stuff», und beobachtet genau, wie der teuflische Trank seine Klassengenossen vergiftet.

Richard Dawson heisst der Urheber dieser Erzählung in Songform, der, wie er in einem überaus langen und überaus lesenswerten Interview mit dem englischen Webmagazin The Quietus erklärt, Dantes Inferno und die Gemälde von Hieronymus Bosch kombiniert, nur, dass auf letzteren die Charaktere von Simpsons-Erfinder Matt Groening gezeichnet sind. «The Vile Stuff» ist der zentrale Song auf Dawsons letztjähriger Platte «Nothing Important». Frei dekonstruiert der Mann aus Newcastle den Folk, sein Gitarrenspiel erinnert an den Improvisator Derek Bailey, der Gesang eher an einen britischen Captain Beefheart, während die Texte die Newcastle-United-Fantapete aus dem Kinderzimmer mit Figuren aus der ägyptischen Mythologie zusammenbringt. Das ist natürlich schwerer Stoff, doch wer hier hinhört, dem wird der Vollrausch geschenkt.

22.4., Bad Bonn, Düdingen (Support: Merz); 23.4., Palace, St. Gallen (Support: Anaheim), 24.4., 1. Stock, Münchenstein (Support: Antenna Tony Monorail)

Dieser Text erschien in der aktuellen Ausgabe der Musikzeitung Loop. Hier gehts zum Abo.

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