Die Sounds der Quarantäne

Bildschirmfoto 2020 05 05 Um 10 35 50 Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Wie klingt eigentlich der Lockdown? Matmos-Mitglied Drew Daniel hat Sounds zugeschickt erhalten – und daraus ein 15-minütiges Stück geschnitten.

Coronazeit bedeutet: Endlich Zeit! Das haben sie zu Beginn des Lockdowns zumindest gesagt. Beispielsweise um Brot zu backen, die Popcornmaschine anzuschmeissen, die Zeit gemeinsam zu verbringen. Oder aber auch Verlogenheiten wie «Alles wird gut» über die verschiedenen Kanäle zu senden.

Nun, es war ja dann erstmal die Zeit der superkurzen Konzentrationsspannen, in denen zumindest ich ausserhalb des eigenen Haushalts kaum etwas zustande gebracht habe. Und so tut es gut, dass nun endlich eine Art musikalische Entsprechung dieser Zeit anzuhören ist, die einen Zustand fernab der Verklärung einfängt.

Matmos-Mitglied Drew Daniel hat dazu aus verschiedensten zugeschickten Soundfiles das Stück «Quarantine Supercut» geschnitten. Es startet recht zuversichtlich – eben: Brotbackideen, Popcorn – doch bald schon nimmt das Chaos zwischen Zoom-Meeting und Homeschooling überhand. Und wie geht eigentlich Maskentragen? Irgendwie, so ist am Stück zu erahnen, gehts dann schon wieder weiter, aber wie, das weiss zum Glück auch dieser Supercut nicht.

The Creative Independent · TCI IRL: Quarantine Supercut

Wem diese Musique concrète zur Zeit nun zu wenig Musik sein sollte: Drew Daniel hat unter seinem Soloalias The Soft Pink Truth eben das Album «Shall We Go On Sinning So That Grace May Increase?» veröffentlicht. Es ist seine Form der Protestmusik jenseits der «angry white guy»-Schemen mit Gesängen von Angel Deradoorian, Jana Hunter und dem Saxofon von Horse Lord Andrew Bernstein. Es ist eine sehr innige und stille Musik, in der das Grelle und das Euphorische weit weg ist, aber idyllisch ist bei aller Ruhe: nichts. Alles andere wäre ja auch verklärend.

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