Manuel Stahlberger: «Kristalltunnel»

stahlberger Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Gar nicht schwierig, weil grossartig: Das immer noch aktuelle zweite Soloalbum von Manuel Stahlberger.

Wenn man auf Youtube «Haslifüx» und «Gangbang im Usgang» eingibt, dann erscheint nichts. Weil das war in den Neunzigern, als die Band Haslifüx einen Gröhl-Hit gelandet hatte, ehe die Formation mehr und der Sänger ein neuer Bob Dylan werden wollte. «I ha ehrlich gseit d Haslifüx am Afang besser gfunde», berichtet Manuel Stahlberger nun in einem seiner neuen Lieder, die einmal mehr liebevoll und melancholisch und sehr genau den gewöhnlichen (Schweizer) Alltag beobachten. Denn: Wie waren eigentlich die Familienferien in Schweden? Eher schwierig, gleich wie die Situation, wenn man auf der öffentlichen Toilette sitzt – und zwei Personen draussen die Kolumne des WC-Insassen kritisieren, der sich als Ausweg eine Bombe im Lavabo herbeiwünscht.Der St. Galler changiert zwischen gemütlicher Wandergitarre und Lofi-Keyboards, die ein schönes Mass an Klaustrophobie verströmen.

Die meisten Lieder, die auf der zweiten Soloplatte «Kristalltunnel» zu hören sind, hat Manuel Stahlberger auch in seinem immer noch aktuellen Bühnenprogramm «Neues aus dem Kopf» untergebracht. Dieses ist grossartig, gleich wie dieses Album, das ganz zum Schluss, als einige Midlife-Krisen verhandelt wurden, mit der Tonspur von Bit-Tuner den «Crystal Dance» nahe an den Abgrund tanzt.

Manuel Stahlberger: «Kristalltunnel» (Irascible)

«Neues aus dem Kopf»-Daten auf der Website

Foto: Michael Schoch

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