Rustie: «Green Language»

rustie 1 Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Die Vorabtracks versprachen einen Megarave, doch Rustie gibt sich auf dem Nachfolger des grossartigen Bubenstreichs «Glass Swords» lieber ernsthaft feierlich.

Vor drei Jahren sammelte und fabrizierte Russell Whyte alias Rustie allerlei unerträgliche Soundschnipsel und verbastelte diese auf seinem Debüt «Glass Swords» zu glückseligen, hinterlistigen und euphorisierenden Tracks, die bei aller Lust am Unsinn und Fallenstellen überaus genau gebaut waren.

So wirkt es umso überraschender, wenn gleich zu Beginn von «Green Language» Laser-Sounds zu hören sind, die eine seltsame sakrale Ernsthaftigkeit verströmen. Viel besser passt da der Vorab-Track «Raptor», der die Synthies maximal in die Höhe schnellen lässt, nur um den Beat umso tiefer zu hängen und so die geschmäcklerischen Geister der ersten vier ratlosen Albumminuten verscheucht.

Dann tauchen die Gäste auf, die Rap- und weitere Gesangsspuren beisteuern und Rustie in neues Song-Terrain führen: superbetrunken macht auf Anhieb «Attak» mit Danny Brown am versehrten Mikrofon, entschleunigend wirkt das unscharfe «He Hate Me» und die R’n’B-Halluzination «Dream On», ehe der Schotte wieder in pastellfarbenen Flirr-Sounds Zuflucht findet – und bereits nach 36 Minuten mit den Kunst-Flamingos, die das Cover zieren, wegfliegt. Denn auf diesem für Rustie-Verhältnisse introspektiven Album findet der erwartete Megarave nicht statt. Schade eigentlich.

Rustie: «Green Language» (Warp/MV)

LP-Rustie Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

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