U.S. Girls: «Heavy Light»

U S  Girls By Jeff Bierk Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Es ist schwer, es ist leicht: «Heavy Light» von U.S. Girls.

Andere verschieben Geld «from account to account» und verstecken Geheimnisse in ihren Offshore-Fonds, doch sie hat schnell bilanziert: «I got four dollars to my name», singt Meg Remy in «4 American Dollars». Und wie sie das singt, mit dem Chor der Geldlosen und Geldlosigkeit am Schluss, wird vieles leichter. Denn sterben? Müssen wir ja alle sowieso – und das ist die einzige Tatsache.

Sorglos: Das ist «Heavy Light» natürlich nicht. Da sind bereits die angstverzerrten Blicke auf dem Cover, die mehr sehen als wir. Und da sind die Erinnerungen an jene Popkunst, die Meg Remy auf den letzten U.S. Girls-Alben «Half Free» und «In a Poem Unlimited» bereits zugespitzt hat. Wie zart und losgelöst manche Singles auch klingen: das Schwere, Schmerzhafte und Schmerzgetriebene gab bei ihr den Ton an.

Und so ist das auch auf «Heavy Light», das den Kollektivcharakter des einstigen Soloprojekts U.S. Girls weiter betont: Man hört fantastische Chöre in der Siebziger-Glanzballade «IOU» oder in «Born to Lose», es bewegt sich perkussiv in «And Yet I Moves/ Y Se Mueve», trotz allen Lügen der Welt, die so vieles verdecken. Oder es gibt Schwelgerisches in «Woodstock ‘99», das allein mit dem Titel etwaige nostalgische Aufwallungen verscheucht. Denn Woodstock 99: Das war jenes Festival, als Männerhorden brandschatzten und vergewaltigten – in Begleitung des Limp-Bizkit-Soundtracks jener Zeit.

Das Grosse läuft auf diesem Glam-Album immer mit, und es macht nur dort Pause, wenn sich Meg Remy und ihr Kollektiv, zu dem auch der E-Street-Band-Saxofonist Jake Clemons zählt, an ihre Kindheiten und an ihre Verletzungen erinnern. «The most hurtful thing someone has ever said to me was I don't want you. I don't want you», sagt da eine Person – und wie sie das sagt, dauert diese Verletzung, dieses Gefühl der Abweisung bis heute an.

Ganz am Schluss besucht Meg Remy ihre eigene Diskografie: Sie adaptiert ihren Song «Red Ford Radio» aus alten Kassetten-DIY-Tagen für ihre Band, aber weiter gehts dann nicht mehr, wenn sie singt: «I can't breathe in this red Ford anymore // I do anything to get out, get out». Leicht? Ist dann nichts mehr.

Usgirls 1024X1024 Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

U.S. Girls: «Heavy Light» (4AD/MV)

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